Digitale Kunst: Intelligente Algorithmen treffen auf spielerisches Design
Das noch junge Museum of Digital Art (MuDA) – Eröffnung im Jahr 2015 – ist mittlerweile bekannt für seine innovativen, kreativen und spielerischen Ausstellungen an der Schnittstelle zwischen Algorithmen, Daten, Gesellschaft und Kunst. Häufig ist der Besucher nicht nur Betrachter, sondern ein zentrales Element des Gezeigten. Er interagiert mit den einzelnen Werken und erweckt sie dadurch zum Leben. So auch in der neuesten Ausstellung von Zach Lieberman.
Zach Lieberman vereint vieles in einer Person – er ist Erfinder, Dozent, Designer und Künstler. Bekanntheit erlangte er durch die Mitautorenschaft von openFrameworks, einer Open-Source-Software für kreatives Programmieren. Seine Werke zeichnen sich vor allem durch den verspielten Umgang mit Code aus. Für mich sind sie der Inbegriff digitaler Kunst.
Eine interaktive Ausstellung mit dem Besucher im Zentrum
Das für mich Besondere an dieser neuen Ausstellung im MuDA ist, dass die Besucher nicht nur passive Zuschauer sind, sondern mit den Installationen interagieren können. Ein Beispiel hierfür ist der «Expression Mirror»: Ein intelligenter Algorithmus interpretiert den Gesichtsausdruck des aktuellen Betrachters anhand bestimmter Merkmale (Wut, Freude, Trauer, Erstaunen) und gibt ihn als Collage aus Gesichtern voriger Besucher wieder. Eine einmalige Idee, um die Möglichkeiten und Limitationen digitaler Gesichtserkennung aufzuzeigen. In einem gesamt-gesellschaftlichen Kontext betrachtet regt dies zur kritischen Auseinandersetzung mit solchen Technologien an.
Eine weitere Installation, die mir ebenfalls viel Spass gemacht hat und zum Mitmachen einlädt, ist «Suits». Eine Kamera scannt die Umrisse einer Person und ein Algorithmus interpretiert diese in verschiedenen Farben und Formen neu. Wenn eine neue Person den Raum betritt, zeigt die Projektion eine neue Form. Sie reagiert auch auf Bewegungen.
Digitale Kunst mit Bildern, die zum Leben erwecken
Mein absolutes Highlight ist «Drawn», eine Installation, die Zeichnungen zum Leben erweckt – sicherlich ein Kindheitstraum von vielen. Auf ein Blatt Papier malt man eine beliebige Form, die über eine an der Decke installierte Kamera auf die Wand projiziert wird. Das Programm speichert die Zeichnung und auch nach Entfernen der des Papiers, wird diese an die Wand projiziert. Indem man den Modus wechselt, kann man die Zeichnungen mittels Fingerbewegungen animieren. Sie fliegen auf dem (eigentlich leeren) Papier umher, drehen sich und erzeugen Musik. Ein einmaliges Schauspiel, das sich keiner entgehen lassen sollte.
Das Faszinierendste aber an der Ausstellung war der Künstler Zach Lieberman selbst, den ich beim Pre-Opening live treffen durfte. Er ist mit solcher Leidenschaft und Begeisterung dabei, wie ich sie selten bei anderen Menschen erlebe. Ich hatte den Eindruck, dass er selbst am meisten Freude an seiner Ausstellung hatte und dadurch schafft er es, seine Zuschauer mitzureissen und in den Bann seiner Kunstwerke zu ziehen. Ein Besuch der Ausstellung ist auf jeden Fall empfehlenswert!
Alle Infos dazu gibt’s hier. Im MuDA gibt es halbjährlich wechselnde Ausstellungen, die digitale Kunst in den verschiedensten Facetten zeigt - regelmässig vorbeischauen lohnt sich!